Detlef. 60 Jahre schwul.
Dokumentarfilm von Jan Rothstein und Stefan Westerwelle
D 2012

Premiere auf der BERLINALE 2012
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Persönliche Gedanken zum Film
Ein 26jähriger Freund, der im Zusammenhang mit dem „Detlef“-Film eine Fotostrecke mit Interview für ein sehr junges, trendiges Internetportal machen will, schreibt als Teaser an die Redaktion: „Der Typ kann echt einige krasse Sachen erzählen, wirklich 60 Jahre überzeugt schwul... der Mann war noch nie hetero.“ Ich muss grinsen, denke aber auch: darauf muss man anscheinend heute noch besonders hinweisen.
Im Dating-Portal „GayRomeo“ bezeichnen sich am heutigen Stichtag 1877 Bielefelder User als „gay“, 807 als „bisexuell“, Tendenz steigend .
Ich kenne einen Mann, dem ich das Prädikat bisexuell glaube…
„Schwule sind in der Gesellschaft angekommen“ höre ich oft als „Argument“, das einen Fortschritt beschreiben soll. In dem Satz fehlt auf jeden Fall das Wort „bürgerlich“ oder „etabliert“. Schwule, die sich „heterosexualisiert“ haben, die „Spielregeln“ akzeptieren, mögen in irgendeiner Weise angekommen sein. Da stellt man dann gerne mal einen schwulen Bürgermeister auf die Bühne oder preist die schwule „Ehe“.
Aber ich muss im Januar 2012 auch lesen, dass Philipp Lahm schwulen Fußballern nahe legt, sich auf keinen Fall zu outen … Von den Schulhöfen der Republik wollen wir jetzt mal nicht reden.
Eine sehr kurze, aber geile, Zeit hatten wir in den 1970er Jahren die Illusion, dass - unter anderem - auch das offen und kontrovers zum Bestehenden gelebte Schwulsein zu einer Systemüberwindung beitragen könnte. Das mittlerweile zum Raubtier gewordene System hat uns eines Schlechteren belehrt. Fast jeder heutige CSD ist systemimmanent und – zu Ende gedacht – profitorientiert. Und damit eine Beleidigung für die Lesben, Schwule und Transen, die sich 1969 mit der New Yorker Polizei geprügelt haben.
„Wann, wann, wann, fangen wir endlich an, warm zu leben?“ singt Corny Littmann in einem der im Film zitierten Theaterstücke. Tja. Wann???
Trotz globaler Erwärmung wird es immer kälter …

© Detlef Stoffel 18.01.2012